Verrückt nach Herd

Ein Armbruch ist kein Beinbruch!!

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Ich wurde 1973 geboren und habe Glasknochen, das heißt, sie können sehr leicht brechen. Meinen Eltern war es wichtig, dass ich trotzdem so normal wie möglich aufwuchs. Wir wohnten in Birkenau im Odenwald und ich erlebte eine ganz „normale“ Kindheit – Ausflüge machen, Dreiradfahren, mit Freunden spielen – es gab keinen Unterschied zu den Anderen. Hatte es wieder einmal geknackt, sagte mein Vater nur: „Ein Armbruch ist kein Beinbruch!“. Er hatte als Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung viel mit Gästen, Vorträgen und Festen im Ort zu tun. Oft nahmen mich meine Eltern zu diesen Veranstaltungen mit und ich fiel durch meine blonde Wuschelfrisur überall auf. Das fand ich super. Ebenso toll fand ich alles rund um Lebensmittel und deren Zubereitung. Freunde treffen, reden und kochen – das wollte ich auch beruflich verbinden: Ich studierte Sprachwissenschaften und Journalismus und arbeitete dann, angeregt von einem Praktikum bei TV-Moderator und Kochsendungs-Pionier Alfred Biolek, fürs Fernsehen – erst als Redakteur, dann als Gastgeber meiner eigenen Kochsendung „Dinner for Everyone“. Dort waren Menschen mit und ohne Behinderung zu Gast am Herd. Das habe ich dann vom Studio ins echte Leben übertragen: Mit Inklusiv-Kochen bin ich auf Messen, bei Vereinen und sogar im Gefängnis zu Gast.

Verrückt nach Herd – der Buchtitel trifft es auf den Punkt! Meine großen Leidenschaften sind schon fast immer das Essen und Kochen.

Als Baby war das aber noch ganz anders. Da musste mein Vater beim Füttern laut Gitarre spielen, dass ich mich erschreckte und meinen Brei hinunterschluckte. Heute mag ich Papas Gitarrenspiel, und gutes Essen natürlich auch! Mutters Klassiker, wie ihre gefüllten Pfannkuchen, liebe ich bis heute und werde sie niemals nachkochen (können und wollen). Bei meiner Frau Iris und mir zuhause lassen sich aber Vater, Mutter und Schwiegermutter gerne von mir „bekochen“. Für uns ist die Küche der spannendste Ort im Haus. Sie ist der Raum für Lebenslust, Genuss, Miteinander und Gemütlichkeit, aber auch für ernste Gespräche. Durch meine Freundschaft zu Alfred Biolek erlebte ich, dass Kochen mit anderen noch viel schöner ist. Und so wurde unsere Küche zu einem Treffpunkt für alle! Deshalb sind wir auch fast nie alleine am Herd. Wir laden Gäste ein – Einer bringt frisches Gemüse und Fleisch, der Andere die Getränke mit. Gemeinsam etwas zu kochen und dann zu genießen ist einfach wunderbar! Worauf ich in der Küche schwöre? Gute Messer und eine starke Küchenmaschine, unsere Eismaschine und der Stabmixer sind ein Muss. Ja, ich stehe auf gutes Werkzeug, aber natürlich kommt es auch auf das eigene Händchen an. Cremes und selbst angerührte Soßen finde ich super. Nur bitte keine Mandel-Sahne-Soße, etwas mehr „Wumms“ mit Knoblauch und Chili darf es schon haben.

Die Würze des Lebens – mein Motto! Ob mit scharfen Zutaten oder süßem Dessert: Es ist so schön zu sehen, wie man sich gegenseitig erstaunen und bereichern kann. Diese Freude steht auch im Mittelpunkt meiner Kochkurse. Da geht es nicht um Behinderung, sondern um die gute Zusammenarbeit und gemeinsame Erfolgserlebnisse.

Mein Motto:
Einfach machen – so funktioniert gelebte Inklusion!